Interface metaphorologisch

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Seit Begriff „Interface Design“ durch Gui Bonsiepe u.a. in die Welt getreten ist, hat es naturgemäß immer wieder Denker gegeben, die versucht haben diesen Begriff zu fassen.

Im „Wörterbuch Design“ das von Michael Erlhoff und Tim Marshall herausgegeben wurde, findet sich in dem Artikel zu Interface Design folgende Passage:

„… Schwerpunkt des Interface Design ist die Gestaltung von Interfaces als Schnittstellen zu digitalen Informationen. Entscheidend ist, dass die damit entstehende Kopplung zwischen einem Nutzer einerseits und der digitalen Anwendung andererseits ein System darstellt, das mit einem Feedback auf die Eingabe, Artikulation oder Selektion eines Nutzers reagieren kann.“

Im Gegensatz zu dieser metaphernfreien, formalsprachlichen Definition ist es jedoch höchst erfrischend, wenn man mal wieder einer metaphernfreudigen Sprache lauscht, die mit ihrem Potenzial dem Denken immer wieder eine weitende Fülle von Motiven, Themen, Problemen und Kontexten zurück schenken kann.

In Bezug auf den Begriff „Interface Design“ liefert hier der Philosoph Peter Sloterdijk in seinem Text „Das Zeug zur Macht“ metaphorologisch, reiche Worte.

„Design kommt unweigerlich überall ins Spiel, wo der schwarze Kasten dem Benutzer seine Kontaktseite zuwenden muss, um sich ihm trotz seiner internen Hermetik nützlich zu machen. Design schafft den dunklen Rätselkästen ein aufgeschlossenes Äußeres. Diese Benutzeroberflächen sind gleichsam die Gesichter der Boxen, genauer: das Make- up der Maschinen; sie simulieren eine Art von Verwandtschaft zwischen Mensch und Kasten und flüstern dem Benutzer Appetite, Berührungslüste, Handlichkeitsempfindungen und Initiativen ein. Je begreiflicher und transzendenter das Innenleben des Kastens ist, desto auffordernder muss das Kastengesicht dem Kunden ins Naturgesicht lächeln und ihm signalisieren: du und ich, wir können es miteinander; ich drücke in meiner PVC Physiognomie meine ungeheuchelte dienstbereite Sympathie für dich aus. Durch Design lässt sich die Überzeugung stiften, dass ein Mann und sein Trockenrasierer Mannschaftskameraden sind, kaum anders als die Hausfrau und ihr Lavamat.“

(Dieser Beitrag ist ein Update eines bereits veröffentlichten Artikels in diesem Blog)

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By David Gilbert

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