Die stille Revolution

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So wie einst die Industrialisierung ohne groß anzuklopfen in die gesellschaftliche und politische Sphäre eindrang, so überrascht uns die Digitalisierung heute immer wieder in Art und Umfang, in dem sie bereits in unser Leben eingeschlichen hat.

Während es dabei in der Industrialisierung die Maschinen waren, die das Leben fundamental umstrukturierten, so sind es heute Algorithmen (Handlungsvorschriften, die nach einem bestimmten Schema Zeichen umformen).

Ausgehend hiervon hat Mercedes-Bunz in der edition unseld des Suhrkamp Verlages ein tolles Buch vorgelegt, in der die aktuelle Revolution aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird.

Grundlegend beschreibt sie unter dem Begriff „technischer Geste“ eine strukturelle Basis der Technologie, die sich mit jeder technischen Revolution wieder verändert.

„Die Industrialisierung basiert beispielsweise auf dem Aufbau von Systemen, weshalb der Vorgang der Normierung entscheidend ist. Das Digitale dagegen fragmentarisiert und verteilt, weshalb Flexibilisierung als wichtigster Aspekt an die Stelle starrer Normen tritt.“

(Mercedes Bunz)

Aktuelle Phänomene werden in gesellschafts- und medienhistorische Kontexte eingeordnet, so dass dem Leser schließlich klar wird, dass die aktuelle Entwicklung der Digitalisierung nicht losgelöst von den tektonischen Verschiebungen der Sphären Politik und Wirtschaft zu sehen ist. Und so bleibt festzustellen, dass gerade aus dieser Verschiebung die beunruhigende Logik entspringt nach der wir das Digitale einsetzten.

So muss die Forderung des aufklärerischen „Sapere aude“ (Habe den Mut, dich Deines Verstandes zu bedienen) auch in Bezug auf das Digitale weiter hochgehalten werden, um keine Ängste oder gar Unterwürfigkeit gegenüber den Maschinen aufkommen zu lassen. Die Funktionslogik der Technologie und vor allem die Macht über deren Anwendung sollte stets kritisch im Blick behalten werden.

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By David Gilbert

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