Die große (digitale) Gereiztheit

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Ein Pirat springt ab: Twitter ist für mich gestorben. Twitter im Abwind: Es war wohl ein bisschen viel für ihn. – Unter ersterer Headline hat der Pirat Christoph Lauer letzte Woche seinen Abschied von Twitter bekannt gegeben. Unter der zweiten Headline hat der digital sturmerprobte Sascha Lobo gestern den Sachverhalt analysiert und zu einer Kunst des Ignorieren aufgerufen, da es für die Informationsflut keinen Algorithmus gebe, sondern nur den eigenen Kopf.

Wie jedoch die Köpfe schön vor hundert Jahren unter Dauerstrom standen hat am Sonntag Frank Schirrmacher in einem wunderbaren Artikel beschrieben, der aufzeigt, was wir lesen, wenn wir heute den „Zauberberg“ von Thomas Mann lesen.

Hierbei kommt er zu der Feststellung, dass der Zauberberg als „Sensibilitätsschulung für das Eintreten unerwarteter Ereignisse“ aufzeigt, wie in der Phase der großen Gereiztheit „in der Gedanken gewissermaßen sofort die Nerven reizen“ die Köpfe vergiftet wurden und das Denken zur Krankheit (Ideologie) wurde.

Auch im Jahr 2013 des digitalen Zeitalters scheint sich eine immer wachsendere Gereiztheit breit zu machen. Und gerade da braucht es ein frisches, kritisches Denken sensibler Köpfe und keine einfachen Thesen, wie die eines Digitalpolitikers Sascha Lobo.

1 comment

  • In der Tat ein schwieriges Thema, und ich merke es auch selbst – ein differenzierter Umgang mit dem Thema tut not und die Diskussion ist noch lange nicht am Ende. Wir befinden uns in einem Selbstexperiement in dem wir ausprobieren, mit wie viel Information das menschliche Gehirn umgehen kann. Es gab vor längerer Zeit mal eine bemerkenswerte Ausgabe der Brand eins, in der es um Komplexität ging. Dabei wurde der Unterschied zwischen Komplexitätsreduktion und Komplexitätskompression aufgezeigt. Ich fühle mich bei der Diskussion um die Informationsflut aus Social Media an diese Thesen erinnert. Die Zeit wird zeigen, wo die Reise hingeht!

By David Gilbert

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