Der Wachtraum Internet

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Kevin Kelly, einer der führenden Köpfe des Wired Magazines hat, auf die Jahresfrage von edge.org „Wie verändern Internet und vernetzte Computer die Art, wie wir denken?“ ein paar sehr interessante Gedanken geäußert. Am spannendsten finde ich zwei Absätze zum Gedanken: Der Wachtraum, den wir Internet nennen.

„Jemand, der mein Surfverhalten in diesem glitschigen Netz der Ideen beobachtete, bekäme einen Tagtraum zu sehen. Der tranceartige Zustand, in den wir verfallen, wenn wir dem ungerichteten Pfad der Links folgen, mag reine Zeitverschwendung sein oder, wie beim Träumen, produktive Zeitverschwendung. Vielleicht zapfen wir das kollektive Unbewusste auf eine Weise an, wie wir es nicht vermochten, als wir dem gerichteten Strahl von Radio, Fernsehen und Zeitung folgten. Vielleicht können wir als Klickträumer alle den gleichen Traum träumen, ganz unabhängig davon, was wir anklicken.

Der Wachtraum, den wir Internet nennen, lässt auch die Grenzen zwischen meinen ernsthaften und meinen spielerischen Gedanken verschwimmen: Ich kann online nicht mehr unterscheiden, wann ich arbeite und wann ich spiele. Für manchen markiert die Auflösung dieser beiden Bereiche genau das, was mit dem Internet nicht stimmt: Es ist eine teure Zeitverschwendung und bringt lauter Belanglosigkeiten hervor. Ich jedoch schätze eine ordentliche Zeitverschwendung als notwendige Voraussetzung von Kreativität. Wichtiger noch: Ich halte die Verschmelzung von Arbeit und Spiel, von strengem und spielerischem Denken, für eine der großartigsten Errungenschaften des Internet.“

Übrigens ist die deutsche Version seines Beitrages dank der Übersetzung der FAZ verfügbar.

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By David Gilbert

Vernetzen